Suche zuerst sein Reich und seine Gerechtigkeit; dann wird dir alles andere dazugegeben.

Sonnenaufgang

Alle Menschen verbindet die Suche nach Zufriedenheit und Glück. Die US-amerikanische Freiheitserklärung von 1776 verankert das Streben nach Glück gar als Recht des Einzelnen. Doch was ist Glück? Die Bibel hilft uns dabei nicht direkt weiter: im Neuen Testament taucht das Wort nicht auf, weder in der revidierten Einheitsübersetzung, noch in der Lutherbibel von 2016. Ginge es nur um das unmittelbare Glücksgefühl, dass durch Botenstoffe im Gehirn ausgelöst wird, dann könnte man auf Drogen umsteigen. Doch richtiges Glück ist mehr als Zufriedenheit und sicher kein Rauschzustand. Die Römer der Antike kannten Fortuna als wankelmütige Glücks- und Schicksalsgöttin, die ihr Füllhorn willkürlich ausschüttete – oder auch nicht. In den Sprichwörtern „Das Glück ist mit den Dummen“ und „Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn“ ist das Glück mit denen, die es nicht verdienen. Im fairen Wettstreit mit den Besten hätten sie keine Chance gehabt. Glück hat etwas von Gnade und ist kein Anrecht. Es ist nichts, auf das Verlass ist, was jeder Glücksspieler bestätigen wird. Doch heute sehen viele im Glück eher ein Dilemma: Wenn jeder seines Glückes Schmied ist, dann ist jeder auch selbst schuld, wenn er unglücklich ist. Bei der Vorbereitung einer Traueransprache frage ich mich schonmal, ob der Verstorbene ein glückliches Leben hatte und was seine glücklichsten Momente waren: Hochzeit, Geburt der Kinder, eine besondere Reise, ein einmaliger und besonders erfüllender Augenblick – auf den man sich vorbereitet und hingearbeitet hat. Doch zu der eigenen Leistung gesellt sich ein unverdientes Geschenk. Das wahre Glück spüren wir da, wo wir über unser alltägliches Leben hinauswachsen, eine transzendente Erfahrung machen und mit dem Göttlichen in Berührung kommen. Wer das große Glück hat, so ein Erlebnis auf Gott hinzudeuten, hat einen wahren Schatz und wird sich bemühen ihn bis zum glücklichen Ende und darüber hinaus zu bewahren, bis zum Happy End. (Helmut Klaßen, 8.2.2019, Rheinische Post)